Straßenkreuzer Uni: Alles nur gespielt (Nachbericht)

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Sie zischen, brummen, kreischen. Immer lauter, bis sich die Spannung in einem lauten Schrei entlädt. Der Schauspieler Thomas Dietz hat die 16 Hörerinnen und Hörer der Straßenkreuzer Uni im Christine Kreller-Haus der Stadtmission eben aufgefordert, sich einen Vulkan vorzustellen. Einen Berg, der lange Zeit geschlafen hat und nun erwacht, bis er mit einer Explosion ausbricht. Was das mit Wut zu tun hat? Wut kann ansteckend sein, wie im Stück Dantons Tod – wo sie aus Unzufriedenheit, Hunger und Hilflosigkeit wächst. Vom Theater schließt Thomas Dietz aufs Leben: In verschiedenen Übungen erleben die Hörer, wie sie sich in Rage bringen können, sie spüren der heißen Wut – in Shakespeares „Romeo und Julia“ heißt sie fire eyed fury – nach und lernen auch, wie sie das künstlich aufgestaute Gefühl wieder loslassen können. Länger ausatmen als einatmen beispielsweise oder sich von Kopf bis Fuß schütteln und am besten die Stimme mit dazu nehmen. Übrigens: Das funktioniert auch im wirklichen Leben mit eigener, echter Wut.

[gk]

29/05/2017

Straßenkreuzer Uni: Aus den Zweigen gezwitschert (Nachbericht)

Die Vögel machen’s wie wir: Aufwachen, Gefieder putzen, lauthals zwitschern und ab Mittag dann Siesta. Deshalb ist ihr Gesang am frühen Morgen am lautesten, nachmittags tirilieren nur wenige Exemplare. Aber, sagt der Vogelkundler Falk Grimmer, das ist gerade gut: Aus der Sinfonie der Vogelstimmen lassen sich einzelne Arten so viel leichter heraushören. Die 29 Hörer und Hörerinnen der Straßenkreuzer Uni, die bei Erlenstegen in den Pegnitzgrund eintauchen, lauschen gebannt. Mönchsgrasmücke, Zilpzalp und das Rotkehlchen sind zu hören, die Singdrossel wiederholt ihren melodischen Ruf stets mehrmals. Star und Specht segeln durch die Luft. Und die Hörer haben jede Menge Fragen: Wieso ziehen manche Vögel im Winter nach Süden? Wer wirft junge Amseln aus dem Nest? Wie viele Eier legt eine Meise? Die Meise übrigens ist ein Kraftprotz: Bis zu 16 Eier liegen in einem Nest, bis zu vier Bruten schafft sie jährlich und vertilgt und verfüttert dabei 80 bis 90 Kilo Insekten und Raupen. Aber weil das mit der Bestimmung nicht so einfach ist, hat selbst der Experte immer ein Bestimmungsbuch dabei.

[gk]

16/05/2017

Straßenkreuzer Uni: Was die Nazis vorhatten (Nachbericht)

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„Diese Maßstäbe sind nicht mehr menschlich“, sagt Eckart Dietzfelbinger (Bild Mitte). Die Kongresshalle am Dutzendteich sollte – nach dem Willen der Nationalsozialisten – doppelt so groß werden wie das Kolosseum in Rom. Die 24 Hörer der Straßenkreuzer Uni, die in strahlendem Sonnenschein inmitten der nie fertiggestellten Ruine stehen, staunen. Die Monumentalbauten – das geplante „Deutsche Stadion“ sollte rund 400.000 Besucher fassen – hätten ein Mehrfaches der deutschen Jahresproduktion an Granit verschlungen. Also kauften die Nazis – unter Albert Speer – in ganz Europa Steinbrüche auf und bauten Konzentrationslager nebenan… In Nürnberg, das damals nationalsozialistische Hochburg war, freilich wurden solche Steine nicht verbaut: Hier feierten die Nazis ihre Reichsparteitage, hier sollte „ein Ort des Jubels und der Propaganda“ entstehen. Die Bauten am Dutzendteich, zu denen auch die Zeppelintribüne und die Große Straße zählen, zeugen davon. „Bloß: Steine reden nicht“, sagt der Politologe. Deshalb versucht das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, das 2001 eröffnet wurde, das Bewusstsein von mehr als 200.000 Besuchern jährlich zu schärfen. „Pädagogik geht nicht mit Zeigefinger und Moral“, ist Eckehard Dieztfelbinger überzeugt. „Meine Hoffnung ist, dass von 1000 Besuchern einer einen Gedankenanstoß bekommt und resistent wird gegen den heutigen Blödsinn und rechte Ideen.“

 

[gk]

15/05/2017

Straßenkreuzer Uni: Der Wald und lauter Bäume (Nachbericht)

Vom sprichwörtlichen Steckerlas-Wald ist nicht viel übrig. Denn hinter Reichelsdorf baut Förster Norbert Zollet den Reichswald um: Von unten wachsen junge Laubbäume nach. Roteiche, Schwarzerle, Birke und Ahorn sehen die zwölf Hörer und Hörerinnen der Straßenkreuzer Uni – und noch viele andere Baumarten mehr. Rund 30 gibt es im Reichswald, schätzt der Leiter des Reviers Altenfurt. Die Vielfalt an Bäumen und Tieren wächst, das ist das Ziel des naturnahen Waldbaus. In Tümpeln, die auf einer Lichtung eigens angelegt wurden, wimmeln die Kaulquappen und eine Blindschleiche schlängelt sich vor den Füßen der Spaziergänger durchs Gras. Allerdings lassen sich weder Rehe noch Wildschweine blicken – zu begierig fragen die Hörer Norbert Zollet aus. Was bedeutet die rote Welle auf den Bäumen? (Die so markierten Bäume dürfen nicht gefällt werden.) Wie viele Bäume stehen auf einem Hektar Wald? (Rund 150, wenn sie ausgewachsen sind). Werden noch Pferde fürs Rücken eingesetzt? (Gelegentlich, um Werbung für den Forst zu machen – sonst sind Maschinen einfach effektiver.) Auch nach Wilderern wird gefragt. Zwei kamen in den vergangenen Jahren vor Gericht …
[gk]

04/05/2017