Straßenkreuze Uni: Das ist Kunst?

So inspirierend und überraschend kann ein Spaziergang durch die Innenstadt sein: Andreas Wissen, bei der Stadt Nürnberg für den Bereich Kunst im öffentlichen Raum zuständig, hatte im Rahmen der Straßenkreuzer Uni eingeladen, einige der Arbeiten zu erkunden, die im Alltag oft gar nicht mehr wahrgenommen werden. Wobei das erste der vorgestellten Werke tatsächlich noch nicht zu sehen ist: Die Stele zum Gedenken an Nelson Mandela auf dem gleichnamigen, neugestalteten Platz hinterm Bahnhof wird wohl erst im Frühjahr aufgestellt werden. Grund ist mal nicht Corona, sondern die Schwierigkeit, den Acrylblock, der dann einen Rohdiamanten im Inneren einschließen wird, blasenfrei zu fertigen. Im nahen Karl-Pölß-Tunnel lauschten die 20 Teilnehmenden Wini Baumanns Fugen-Klang-Installation, am Magnus-Hirschfeld-Platz lenkte Wissen den Blick auf die Münzen im Stahlnetz als kritischen Beitrag zur Konsummeile am Beginn der Fußgängerzone.

Kunst 2

Es folgte ein kurzer Diskurs über den Sinn von Kunst ohne Bezug zur Umgebung im Skulpturengarten, ein Stopp am Hallplatz, der neu gestaltet wird und so auch das dortige Vertriebenen-Denkmal mehr in den Blick rücken wird, dann raschen Schrittes rüber zu Hermes als feine Kunst am Bau an der ehemaligen Schmitt-Bank – vorbei an leuchtenden, hintergründigen Werken an Fassaden – und ein Stein einer Alicja Kwade-Ausstellung steckt nicht entfernbar in einem Glasfenster der Kunsthalle. Kurzweilige Kunst-Geschichte Schritt für Schritt sozusagen. Am Willy-Brandt-Platz mit der figürlichen Skulptur des Namensgebers waren eineinhalb Stunden schon vorbei. Das war’s wohl für die nächsten Wochen mit der Straßenkreuzer Uni, so wie mit allen kulturellen Veranstaltungen. Bleibt ein Trost: Kunst im öffentlichen Raum ist ganz einfach immer da.

Andreas Wissen, Jahrgang 1968, studierte in Münster Architektur und war u.a. für die Skulptur.Projekte 1997 in Münster, die Expo2000 in Hannover und auf Zollverein in Essen tätig. Seit 2006 arbeitet er für die Stadt Nürnberg und ist Geschäftsführer des Beirats für Bildende Kunst. Aktuell leitet er das Projekt SUN*25, für das bis 2025 zahlreiche neue Kunstprojekte im öffentlichen Raum realisiert werden.

Hier finden Sie das ganze Interview

Fotos: Ilse Weiß, Walter Schindler

Kunst 4
Kunst 3
06/11/2020

Strassenkreuzer Uni: Gesichter von GoHo

Führung – Daniel Gürtler lud zur Begegnung der besonderen Art

An der Wende zum 20. Jahrhundert galt Nürnberg als regelrechte Boomtown: An allen Ecken und Enden entstanden neue Quartiere mit Mietshäusern, häufig im für Nürnberg so typischen Burgsandstein errichtet. Architektonisch war die Zeit durch einen Stilmix aus verschiedenen Epochen geprägt. Neben dem Historismus finden sich auch Neobarock, Neorenaissance, Jugendstil oder der für die Region ganz eigene Nürnberger Stil.

Auf dem Rundgang links und rechts der Fürther Straße erkundeten wir die verschiedenen Bauformen und Stile. Dabei lenkten wir unseren Blick vor allem auf die vielen Figuren und Gesichter, die an den Fassaden zu finden sind. Das Fazit der Teilnehmenden: Hinter den verschiedenen Fassadeneigenheiten stecken teilweise erstaunlich banale Gründe. Diese wurden der Gruppe von Daniel Gürtler auf angenehm lockere, unterhaltsame Art offengelegt.

Daniel Gürtler, Jahrgang 1980, begeisterte sich schon im Grundschulalter für die reiche Vergangenheit seiner Heimatstadt. Bis heute ist er neben seiner Tätigkeit als Referent und Rundgangsleiter im Bereich der wissenschaftlichen Projektarbeit tätig. Besonders fasziniert ist er von Technik- und Sozialgeschichte sowie der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

Fotos: Walter Schindler

GoHo 2
Unknown-4
06/11/2020