Wen macht das Gefängnis besser?

uni_10012013neu

Gefängnis soll das allerletzte Mittel sein. Das betont Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger bei ihrem Vortrag in der Straßenkreuzer Uni.

Gleichzeitig ist Freiheitsentzug ein selbstverständliches Element der Justiz. Denn es ist im „Interesse aller in unserer Gesellschaft Lebenden, dass man sich an Regeln hält.“

Die mögliche Strafe schreckt ab. Zudem sollen Diebe, Betrüger, Schläger und auch Mörder in Haft zu Reue und Einsicht gelangen – und resozialisiert werden. Viele arbeiten, holen Schulabschlüsse nach und Ausbildungen, machen  Therapie. Aber, mahnt die Ministerin vor 80 Hörern und zahlreichen Journalisten im Christine-Kreller-Haus der Stadtmission, „wir müssen neben den Tätern auch die Opfer sehen.“ (Foto: Roland Fengler)

Sie erklärt leicht verständlich und emotional eindringlich, widmet sich ausführlich den Fragen des Publikums: Sind unsere Strafen zu lasch? Wie kann es sein, dass zwischen Bundesländern große Unterschiede bei Strafmaß und Haftbedingungen bestehen? Brauchen Entlassene nicht bessere Perspektiven, um einen Rückfall zu verhindern?

Die Justizministerin bezieht deutlich Stellung, auch zu aktuellen Fällen wie der Hafterleichterung für NSU-Mitglied Beate Tschäpe. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger stellt klar: Dass verbindliche Regeln gelten und Häftlinge nicht der Willkür ausgesetzt werden dürfen, ist ein hohes Gut unseres Rechtsstaates.

10/01/2013

Dem Täter auf der Spur

uni_080113

Mit Fingerspitzengefühl arbeitet Helmut Kraus täglich: Er sichert Abdrücke als Beweismittel, beispielsweise auf einem Wasserglas.

Der Kriminalhauptkommissar ist einer von 28 Mitarbeitern des Erkennungsdienstes der Kripo Nürnberg.

In jährlich 1500 bis 2000 Fällen sammeln sie eine Vielzahl von Spuren: Finger- und Schuhabdrücke am Tatort, Fasern von Kleidern oder Werkzeugspuren, immer häufiger aber DNA.

Winzige Hautschuppen, Haare oder der Rand eines Trinkglases genügen heutzutage für eine Analyse. Aber, sagt Helmut Kraus vor 34 Hörern der Straßenkreuzer Uni im Haus Eckstein, „eine DNA-Spur allein ist für mich noch nichts“. Zu leicht lässt sich die Erbinformation verschleppen, bei eineiigen Zwillingen ist sie sogar identisch. Anders als die Fingerabdrücke, die einmalig und ein Leben lang unveränderlich sind.

Anders als im Krimi stehen bei der Polizei die saubere Ermittlung und akribische Dokumentation im Mittelpunkt. Warum das so ist? „Das Fernsehen hat nur anderthalb Stunden Zeit.“ Im wirklichen Leben dauert es manchmal Jahre, bis ein Fall gelöst ist.

08/01/2013

Körper/Sprache – Was uns bewegt

uni_121212

Das Herz geht auf, wenn die Beine sich im Takt bewegen. Das zeigt ein Blick in die Gesichter aus dem Workshop „Was uns bewegt“ ganz deutlich.

Die Tanzpädagogin Inge Utz-Krödel hatte ganz sachte die ersten Schritte im Christine Kreller Haus der Stadtmission gelenkt: Mit geschlossenen Augen sollten sich die acht Teilnehmer der Straßenkreuzer Uni in die Musik fallen lassen und schauen, was ihr Körper macht.

Motto: Jeder wie er kann. Denn zu spanischen Klängen ging es nicht um ballettreife Leistung, sondern darum, sich wahrzunehmen, sich zu bewegen und der eigenen Freude Ausdruck zu geben. Das Klatschen steigt dann ganz von allein und von innen heraus nach oben: Bravo!

12/12/2012

Darf Kunst denn alles?

RTEmagicC_uni_281112_01.JPG

Sind Sie verliebt? Dann sind Sie vielleicht so überwältigt, dass Sie das Gefühl gar nicht in Worten ausdrücken können.

So gehe es Künstlern auch, sagt Professor Ottmar Hörl: Sie drücken sich in ihren Werken aus. Dabei seien sie durchaus politisch, sagt der Präsident der Akademie der Bildenden Künste vor 40 Hörern der Straßenkreuzer Uni:

„Der Künstler lebt in der Gesellschaft und er ist ihr ein Stück weit voraus.“ So kann er den Spiegel vorhalten – wie etwa Andy Warhol, der mit seiner Pop Art den amerikanischen Way of Life kommentierte – und die Gesellschaft weiter voranbringen. Was Kunst ist?

Viele Akte, die heute in Museen hängen, wurden einstmals als Stimulation fürs Schlafzimmer gemalt und den Künstlern drohten Strafen, wäre das bekannt geworden. Das Fazit im Südstadtforum: Mit einem einfachen Ja oder Nein lässt sich die Frage, ob Kunst alles darf, gar nicht beantworten.

Die Freiheit ist ihr (heute) vom Grundgesetz garantiert. Aber wo endet sie? Für Ottmar Hörl ganz eindeutig: Dort, wo die Würde und das Leben von Menschen (und Tieren) missachtet werden.

28/11/2012

Wie frei macht Demokratie?

RTEmagicC_uni_201112.JPG

Liebe Kommilitoninnen, liebe Mitstreiter! So demokratisch beginnt Prof. em. Gotthard Jasper seinen Vortrag über Freiheit.

Politik, sagt er, sei immer Kompromiss und zugleich das Produkt freier Zustimmung – wenn sie demokratisch ist. 1934 geboren machte er ganz andere Erfahrungen:

Er erlebte das nationalsozialistische Regime und den Krieg, schon als Kind fühlte er bei Kriegsende: „Man war frei!“ Und sei es nur, dass man Witze erzählen konnte ohne sich zuvor nach rechts und nach links umzuschauen.

Heute genießen wir Deutsche die Freiheit vom Staat und Teilhabe am Staat,  die Jasper mit der französischen Revolution, dem englischen zwei-Parteien-System oder den Schwächen der Weimarer Demokratie vergleicht.

In der regen Diskussion wollen 21 Hörer der Straßenkreuzer Uni, die bei der Caritas in der Straßburger Straße zu Gast waren, beispielsweise wissen: Wie ist das mit der EU und dem Grundgesetz? („Eines der ganz großen Probleme.“) Sollte es mehr Volksentscheide geben? („Auf Bundesebene werden sie zu parteiorganisierten Veranstaltungen.“) Und wie ist der Gang vors Verfassungsgericht zu bewerten? („Eine Art Flucht.“) Trotz solcher Reibungspunkte bilanziert Gotthard Jasper: „Demokratie ist die vernünftigste, chancenreichste, kontrollierbarste und korrekturfähigste Verfassungsform.“

20/11/2012