Straßenkreuzer Uni ist “wichtig und unersetzlich” – so war das Abschlussfest

Was für ein Semester! 350 Hörerinnen und Hörer haben auch das 15. Semester der Straßenkreuzer Uni zu einem erfolgreichen gemacht. Beim Abschlussfest im Haus Großweidenmühle, der städtischen Unterkunft für Wohnungslose, unterstrich Politikwissenschaftler Eckart Dietzfelbinger die Bedeutung der kostenlosen und schwellenfreien Uni als „wichtiges und unersetzliches Angebot“ in Nürnberg. Dietzfelbinger hatte im Mai als Dozent das Doku-Zentrum Reichsparteitagsgelände im Rahmen des Themas „Tatort Nürnberg“ vorgestellt. Nach seiner Ansprache überreichte er 29 Urkunden an besonders engagierte Hörer.

Rund 70 Hörer, Dozenten und Unterstützer der Straßenkreuzer Uni waren zum Abschlussfest gekommen. Außerdem: Anja Prölß-Kammerer (SPD-Fraktionsvorsitzende), Elke Leo (die Grünen), Reinhard Hofmann (Amt für Existenzsicherung), Wolf-Dieter Harrer (Odd Fellows), Ilona Busch-Heuer (Paritätischer Wohlfahrtsverband).

Für feines Essen sorgte Marcus Pregler („Männer am Herd“ und Straßenkreuzer-Autor), „Der Beck“ spendierte wieder mehrere Blechkuchen, Christina Backhaus sang und spielte Gitarre. Olga Gómez Portaleoni, die in Fürth eine Flamenco-Schule betreibt und zum Thema „Das kommt mir Spanisch vor“ leichte Schritte des Tanzes gelehrt hatte, zeigte einen Flamenco, der alle begeisterte.

Im Mittelpunkt stand ausnahmsweise auch eine Uni-Organisatorin: Gabriele Koenig, die mit dem Sommersemester ihre Mitarbeit im Team nach über sieben Jahren beendet hat. „Du bist die beste Moderatorin“, und „schade, dass Du gehst“, bekam sie von Hörern zum Abschied mit – dazu großen Dank von Straßenkreuzer-Vorstand Walter Grzesiek. Gabi selbst ließ es sich nicht nehmen, zum Abschied zwei treue Hörer zu interviewen: die ehemalige Ärztin am Klinikum Nürnberg, Dr. Elisabeth Eigler (die der Moderatorin am Ende Rosen überreichte) und Walter Schindler, Bewohner in Haus Rothstein der Heilsarmee Sozialwerk Nürnberg.

Neu ins Uni-Team kommt Sandra Dichtl – das Wintersemester ist in Planung. Insgesamt haben seit 2010 genau 5706 Frauen und Männer die Veranstaltungen der Straßenkreuzer Uni besucht.

 

[iw]

24/07/2017

Straßenkreuzer Uni: “So schreibt man einen Tatort” – so war’s

Die Tortur endet, sobald Max Färberböck zu schreiben beginnt. Dann fließt die minutiös ausgedachte Geschichte aus ihm heraus und mit wenigen Worten skizziert er einen neuen Tatort. Im vollbesetzten Casablanca-Kino erinnert sich der vielfach ausgezeichnete Drehbuch-Autor und Regisseur vor 60 Hörern der Straßenkreuzer Uni, wie er die Idee zum ersten Franken-Tatort hatte: Waffen Chesi, der Celtis-Tunnel bei Nacht und eine Erzählung über zwei Dolche und ihre Geschichte mischten sich.

Denn viel wichtiger als der Kriminalfall selbst sind Färberböck die Personen und die Atmosphäre seiner Filme. Ein Tatort soll menschliche Tiefen ausloten und „spannend und unheimlich sein, er muss an die Grenze dessen gehen, was man sehen will“. Dr. Stephanie Heckner (Foto), die die Redaktion Reihen und Mehrteiler beim Bayerischen Rundfunk leitet und den Franken-Tatort mitentwickelt hat, nickt: Nicht möglichst viele Leichen oder die Einschaltquote zählen, ein guter Film soll entstehen!

Das dauert Monate. Mindestens drei braucht das Drehbuch, dann – wie beim ersten Frankentatort „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ – müssen an 23 Drehtagen 48 Schauspieler plus Drehteam unter einen Hut gebracht werden, schließlich benötigen Schnitt, Vertonung und Farbabgleich ein weiteres halbes Jahr. An die Premiere im Cinecittà erinnert sich Max Färberböck noch gut: Bis um vier Uhr früh am Montag wurde gefeiert.

Gerade arbeiten Stephanie Heckner und Max Färberböck den vierten Franken-Tatort aus. Der soll „Ich töte niemanden“ heißen und natürlich spielt er wieder in der Noris. „Ich habe mich in Nürnberg vergafft“, gesteht Max Färberböck. Übrigens auch in die Franken, die er wegen ihres „heiteren Gemüts“ und ihrer starken Frauen schätzt.

 

[gk]

18/07/2017

Straßenkreuzer Uni: “Quelle der Veränderung” – so war’s

Wut ist eines der kostbarsten Gefühle, sagt Eva Neuner, denn sie ist „eine Botschaft aus unserem Inneren“. Wenn Wut emporstrudelt, heiße das immer: Man fühlt sich bedroht, die eigene Grenze wird verletzt oder überschritten. „Was wir aber viel zu wenig lernen, ist mit diesem Gefühl umzugehen“, sagt die Psychotherapeutin. Schon Kindern werde das Äußern der negativ besetzten Wut ausgetrieben: „Sei still!“, „Du übertreibst!“ oder „Stell Dich nicht so an!“ Viele der 43 Hörerinnen und Hörer der Straßenkreuzer Uni, die ins Haus Eckstein gekommen sind, nicken. Von Wut überschwemmt werden, ihr ausgeliefert sein – das kennen sie auch. Aber was tun? Man solle die Kraft der Wut nutzen, rät Eva Neuner (Foto). Wie das geht? Das Wichtigste ist vielleicht, das Gefühl wahrzunehmen und Wut als natürliches Alarmsignal zu begreifen: Halt, hier stimmt etwas nicht! „Als Erwachsene müssen wir aber nicht im Strom der Wut mitschwimmen, wir können ans Ufer gehen und beobachten: Ist ja interessant, wie das Wasser sich bewegt.“ Der erste Schritt dorthin: Luft holen, ans Fenster gehen – und sich Zeit nehmen, um zu ergründen, woher die Wut kommt und wie die eigene Situation sich ändern lässt.

 

[gk]

11/07/2017

Straßenkreuzer Uni: “Als in Franken Saurier lebten” – so war’s

Viele scharfe Zähnchen sind im riesigen Maul aneinandergereiht. Der Plateosaurus, der vor Millionen Jahren in Franken lebte, ist beeindruckend! Staunend stehen 21 Hörerinnen und Hörer der Straßenkreuzer Uni vor dem Abguss im Naturhistorischen Museum Nürnberg. Gerade haben sie von Jürgen Höflinger (Foto), dem Pfleger der geologischen Sammlung, einen so kurzweiligen wie informationssatten Überblick über die Erdgeschichte und die Entwicklung der Tierwelt erhalten. Vor rund 217 Millionen Jahren war es hier in Franken trist und heiß“, berichtet Höflinger. Der fränkische Lindwurm, wie der Plateosaurus engelhardti genannt wird, konnte bis zu zehn Meter lang werden. Zum Fressen stützte er sich auf seine stämmigen Beine und reckte den langen Hals nach Blättern – höher als eine Giraffe. 45 Knochen dieses Urzeittiers hatte 1834 erstmals Johann Friedrich Engelhardt zwischen Buchenbühl und Heroldsberg ausgegraben, drei Jahre später wurde er wissenschaftlich beschrieben – als fünfter Saurier überhaupt. Als die Riesenechsen zum Ende der Kreidezeit vor 60 Millionen Jahren ausstarben, hatten sie die Erde 165 Millionen Jahre lang beherrscht. Der Mensch und seine Urahnen hingegen tummeln sich erst seit zwei Millionen Jahre hier. Toll: Insgesamt 26 Teilnehmer interessierten sich für die fränkischen Saurier!

 

[gk]

08/07/2017

Straßenkreuzer Uni: “Durch Bewegung zur Balance” – so war’s

Wie Bambus im Wind, so sollen sich die Schüler auf der Wiese im Stadtpark bewegen. Sanft mit dem Körper nach hinten rollen und die Arme nach vorn schieben. Spüren, wie zuerst die Schulter sich öffnet, dann der Ellenbogen und schließlich das Handgelenk. Qi Gong-Lehrer Rüdiger Schramm (Foto) hat bewusst einfache Übungen ausgesucht, um die 20 Frauen und Männer der Straßenkreuzer Uni mit der chinesischen Bewegungs- und Gesundheitslehre bekannt zu machen. Das Wichtigste: in die Weichheit gehen. Fließende Bewegungen sollen die Muskeln und Sehnen lockern, so Blockaden lösen und den Energiefluss anregen. „In der heutigen Zeit haben wir alle viel Stress und spüren oft gar nicht mehr, was mit unserem Körper los ist“, sagt Rüdiger Schramm. Er führt beispielsweise Übungen vor, die verspannte Schultern lockern und die erschöpfte Leber wieder auf Trab bringen können. Für die Anfänger der Straßenkreuzer Uni ist das alles neu und ziemlich anstrengend. Denn die ungewohnten Bewegungen müssen vom Gehirn zunächst verarbeitet und abgespeichert werden, bevor viel Üben irgendwann zum Ziel führt: So biegsam und elastisch zu werden wie Bambus – und so stark.

 

[gk]

04/07/2017