Eine Entenfamilie, die ein Polizist über die Straße trägt, ist für die Zeitung manchmal wichtiger als ein Raubüberfall.
Woran das liegt? „Es spricht die Emotionalität an“, vermutet Polizeisprecherin Elke Schönwald, die in der Reihe „Wirklich wahr“ mit Chefredakteur Joachim Hauck in der Heilsarmee diskutiert.
Er fügt an, dass die Meldung „unsere Sehnsucht nach Normalität und einer guten Nachricht“ erfüllt. Dabei ist die Presse, sind die Medien allgemein voll von Katastrophen und Kriminalität. Auch das liegt an den Nutzern. „Rotlicht, Flutlicht, Blaulicht sind die Renner“, berichtet Joachim Hauck. Der Sensationslust der Leser aber wollen und dürfen sich weder Zeitung noch Polizei beugen.
So muss Letztere zum Beispiel einen richterlichen Beschluss einholen, bevor sie Verdächtige mit vollständigem Namen nennen oder per Phantombild suchen darf. Die Nürnberger Nachrichten wiederum verzichten auf die Nennung von Namen, Herkunft oder Religionszugehörigkeit, solange kein Bezug zur Tat besteht. „Wir wollen Menschen nicht abstempeln“, sagt Joachim Hauck.
Dass die Zeitungen nicht so schnell reagieren können wie andere Medien oder soziale Netzwerke, sieht er sogar als Chance: „Von der Eilmeldung bis zum Druck vergeht relativ viel Zeit. Wir nutzen sie, um die Nachricht sicherer zu machen.“ Denn oft ist direkt nach einer Tat vieles unklar. Selbst die Beamten vor Ort hätten nicht sofort einen umfassenden Überblick, erzählt Elke Schönwald und schildert eindringliche Beispiele.
Manche Informationen gibt die Polizei auch nicht preis, etwa weil sie zum Täter führen könnten. „Wir in Mittelfranken sagen vielleicht nicht alles, was wir wissen – aber dass wir lügen, schließe ich aus.“