Das ist ja kriminell

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Eine Entenfamilie, die ein Polizist über die Straße trägt, ist für die Zeitung manchmal wichtiger als ein Raubüberfall.

Woran das liegt? „Es spricht die Emotionalität an“, vermutet Polizeisprecherin Elke Schönwald, die in der Reihe „Wirklich wahr“ mit Chefredakteur Joachim Hauck in der Heilsarmee diskutiert.

Er fügt an, dass die Meldung „unsere Sehnsucht nach Normalität und einer guten Nachricht“ erfüllt.  Dabei ist die Presse, sind die Medien allgemein voll von Katastrophen und Kriminalität. Auch das liegt an den Nutzern. „Rotlicht, Flutlicht, Blaulicht sind die Renner“, berichtet Joachim Hauck. Der Sensationslust der Leser aber wollen und dürfen sich weder Zeitung noch Polizei beugen.

So muss Letztere zum Beispiel einen richterlichen Beschluss einholen, bevor sie Verdächtige mit vollständigem Namen nennen oder per Phantombild suchen darf. Die Nürnberger Nachrichten wiederum verzichten auf die Nennung von Namen, Herkunft oder Religionszugehörigkeit, solange kein Bezug zur Tat besteht. „Wir wollen Menschen nicht abstempeln“, sagt Joachim Hauck.

Dass die Zeitungen nicht so schnell reagieren können wie andere Medien oder soziale Netzwerke, sieht er sogar als Chance: „Von der Eilmeldung bis zum Druck vergeht relativ viel Zeit. Wir nutzen sie, um die Nachricht sicherer zu machen.“ Denn oft ist direkt nach einer Tat vieles unklar. Selbst die Beamten vor Ort hätten nicht sofort einen umfassenden Überblick, erzählt Elke Schönwald und schildert eindringliche Beispiele.

Manche Informationen gibt die Polizei auch nicht preis, etwa weil sie zum Täter führen könnten. „Wir in Mittelfranken sagen vielleicht nicht alles, was wir wissen – aber dass wir lügen, schließe ich aus.“

04/05/2016

Wie war das damals?

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Sie hat die Gulaschsuppe schon auf dem Herd vergessen, gesteht Sabine Weigand. Da war sie gerade so drin im Schreiben eines neuen Buches … und die Suppe unrettbar. Den Topf hat sie gleich mit entsorgt.

Oft spielen Frauen, die wirklich gelebt haben, die Hauptrolle in ihren historischen Romanen.

„Besonders schwierig“, sagt die Autorin. Denn über Frauen früherer Zeiten ist wenig bekannt, erzählenswert seien ihre Geschichten aber allemal.

Wenn Sabine Weigand recherchiert, vergräbt sie sich in Archiven und liest originale Briefe und Gerichtsakten oder eignet sich altes Wissen zum Beispiel über die Seifenherstellung oder die Säftelehre an (bei der es mittelalterliche Medizin und ihre Vorstellung vom Körper geht, nicht etwa um Fruchtsaft).

Am liebsten würde die erfolgreiche Schriftstellerin aus Schwabach („Die Seelen im Feuer“) nur Fakten schildern, doch die Lücken in den Lebensläufen unserer Vorfahren sind groß. Deshalb verschmilzt Sabine Weigand historisch gesichertes Wissen mit ihrer eigenen Erfindungsgabe, es entstehen packende Geschichten etwa über die Geschichte der Nürnberger Patrizierin Elena Heller.

Einen Brief an den Rat der Stadt Nürnberg formuliert Sabine Weigand ganz im Tonfall und der Rechtschreibung des Mittelalters. „Gottes Gruss und des Allerhöchsten Rath und Beistandt zuvor, Ihr wolgebornen, gescheiten und weysen Herren vom Rath…“ Das ist erfunden – aber es könnte so gewesen sein.

28/04/2016

Sing doch mal

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Da staunten die Besucher, die sich die St. Klara-Kirche anschauen wollten: Der Altarraum war erfüllt von „Hänschen klein-Klängen“. Später kam „Marmor, Stein und Eisen bricht“ von Drafi Deutscher ziemlich stimmgewaltig dazu.

Denn immerhin zwölf Mutige hatten sich eingefunden, um unter der so humorvollen wie konzentrierten Anleitung von Matthias Stubenvoll mit „Sing doch mal“ die letzte Veranstaltung des Sommersemesters klangvoll zu gestalten.

Stubenvoll, der an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg künftige Lehrer in Musiktheorie ausbildet und mehrere Chöre leitet, lockerte die zuerst Zaghaften mit Lautübungen auf und zeigte, dass in einem ordentlich geöffneten Sängermund zwei Fingerbreit Platz haben sollten. Das klappt bald. Und so wurde das Hänschen denn auch inbrünstig nach Originalversion mit drei Strophen gesungen.

Wie die genau gehen, erleben Hörer und Dozenten beim Abschlussfest am 21. Juli. Dann wird der kleine Chor ein kurzes Gastspiel geben.

07/01/2016