Achte auf Dich

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Der Säbelzahntiger lauert immer noch, irgendwie. Nur dass er heute als Leistungsdruck und – bei Versagen – als Selbstbeschimpfung daherkommt. „Das ist vielleicht sogar schlimmer“, sagt Jörg Mangold.

Der Arzt, Psychotherapeut und Achtsamkeitslehrer erklärt den 36 Hörern der Straßenkreuzer Uni, die sich in der Wärmestube drängen, zuerst die Funktionsweise unseres Gehirns.

Es nimmt, ein Erbe der Evolution, Gefahren viel stärker wahr als Gutes und speichert Kritik nachhaltiger als Lob. Die Folge: Fehler können wir uns selbst oft am wenigsten verzeihen, über negative Erfahrungen grübeln wir ewig.

Was tun? Achtsamkeit (Was spüre ich im Moment?) und Selbstmitgefühl (Sich bei Schmerz und Leiden um sich selbst kümmern wie um einen guten Freund.) sind ein Weg zu mehr Zufriedenheit und Wohlbefinden im eigenen Leben. Wie das funktionieren kann, probierten die Hörer in mehreren Übungen aus. Augen schließen, durchatmen, in sich hinein spüren…

Wer eine positive Erfahrung wachruft und in das Gefühl eintaucht, wer abends an zwei Händen die zehn Dinge rekapituliert, für die er dankbar ist – der trainiert seine Lebenszufriedenheit. Das Tolle an unserem Gehirn ist, sagt Jörg Mangold, dass es sich formen lässt. Von uns selbst.

08/06/2016

Vom ich zum Du

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Die Inselfrage stand im Mittelpunkt des letzten der drei Workshop-Treffen „Vom Ich zum Du“.

Dabei animierte Marion Siems die 14 Teilnehmer zum Nachdenken: „Stell Dir vor, Du bist mit einem der Hörer hier auf einer einsamen Insel gestrandet.

Warum bist Du froh, dass beispielsweise Barbara bei Dir ist?“ Die Antworten hat jede und jeder für jeden anderen auf Kärtchen notiert und dann vorlesend überreicht. Das war sehr persönlich und kam gut an. „Herzzerreißend“ empfand Hörerin Barbara die Ein- und Wertschätzung, die dabei vom Ich zum Du geflossen ist.

Beispiele: „Auf einer einsamen Insel gibt es keine Herzlichkeit – dafür brauche ich Dich“ oder „Für das Trösten und Drücken in ausweglosen Situationen“ oder „weil ich Deine direkte Art und Deinen Humor mag, das gibt mir Sicherheit und bringt mich zum Lachen.“ Ausgerüstet mit einem ganzen Stapel positiver Botschaften.

02/06/2016

Tanz Dich glücklich

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Gar nicht so einfach: Das Knie heben, den Fuß schwenken und mit der Hand kräftig auf den Schenkel schlagen. Oder, halt, war die Reihenfolge doch anders? Egal.

Beim Schuhplatteln mit Professor Rainer Kotzian von der Hochschule für Musik blieb kein Muskel ungerührt.

Beim Drehen und Kreisen hatten die 15 Hörer der Straßenkreuzer Uni, die die ungewöhnliche Tanzstunde im Christine-Kreller-Haus der Stadtmission besuchten, jede Menge Spaß und irgendwann auch ziemlich rote Köpfe. „Herzerfrischend“ fand das eine Teilnehmerin.

Natürlich ging beim Zimmermanns-Klatscher und dem russischen Kreistanz „Raus in den Garten“ auch mal ein Schritt daneben. Na wenn schon!

Die Gruppe hat mitgezogen und im nächsten Takt den Ausrutscher vergessen lassen.

24/05/2016

Vom Ich zum Du

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Diese Tasse hat einen Henkel. Nur das kann man mit Bestimmtheit sagen. Zeigt der nach links – wie für die Betrachter des Fotos? Oder nach rechts wie für Workshop-Leiterin Marion Siems?

Sie benutzt die Tasse gern als Beispiel dafür, wie unterschiedliche Perspektiven ein und dieselbe Sache in ganz anderem Licht erscheinen lassen.

Das gilt auch für das Selbstwertgefühl. Ihr eigenes sollten die zehn Teilnehmer des Workshops „Vom Ich zum Du“ auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen. Ein Hörer stellte sich gleich auf die 11, während „die Versteckte“ mit einer 3 das kleine Ende wählte. Auch das habe Vorteile, sagt die Hörerin, „Ich muss mich nicht darstellen, ich muss nichts beweisen, ich muss nicht müssen.“

Solche Sichtweisen sind es, die Marion Siems mit den Hörerinnen und Hörern erkundet und die Stärken der Einzelnen im Gespräch und bei Übungen hervorhebt. Eines darf man jetzt schon sagen: „Die Versteckte“ ist unkonventionell und kreativ.

12/05/2016

Können Bilder lügen?

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Hinter jedem Bild steht eine Entscheidung – das ist das Wichtigste, was die Hörer der Straßenkreuzer Uni im Studio Franken des Bayerischen Rundfunks lernen sollen.

Fernsehredakteurin Kerstin Dornbach hat sich genau überlegt, wie sie dies den 19 Besucherinnen und Besuchern klar macht und hat Fernsehbeiträge dafür geschnitten.

Dieselben Bilder vom Schnee im April wirken mal bedrohlich, mal wie ein heiteres Intermezzo. Je nachdem, welche Musik unterlegt ist und welche Information der Text übermittelt. „Wir können keinen Schnee dazu dichten“, sagt Kerstin Dornbach, „aber wir zeigen einen Ausschnitt der Wirklichkeit – und schaffen damit eine neue Wirklichkeit.“

Die Hörer fragen nach der Auswahl der Themen, nach ihrer Gewichtung und der Berichterstattung bei Katastrophen, sie wollen wissen, warum „so schnell“ geschitten wird, und wer bestimmt, was gesendet wird – und können sich beim Rundgang durchs Studio dann selbst ein Bild machen.

Und sie werden von der Redakteurin für ihre Aufmerksamkeit gelobt: „Uns sind die kritisch mitdenkenden Zuschauer die allerliebsten“, sagt Kerstin Dornbach.

10/05/2016