Arbeit für morgen

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Wie gut für Christian Ude, dass es die Straßenkreuzer Uni in Nürnberg gibt: Weil Prof. Jutta Allmendinger eigens aus Berlin mit dem Zug nach Nürnberg gekommen war, um mit rund 30 Hörern ihre Thesen zur „Arbeit für morgen“ zu diskutieren, konnte der Münchner OB sie für einen anschließenden Termin in München gewinnen.

„Er kennt die Uni“, betonte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, die bis 2007 das IAB in Nürnberg geleitet hatte.

Zu ihren vier Thesen für einen Arbeitsmarkt der Zukunft gehört, die Arbeitszeit umzuverteilen. Von derzeit 39 auf ca. 32 pro Woche. Damit Frauen und Männer Arbeits- und Familienaufgaben mit Hilfe von Lebensarbeitskonten gleichermaßen gestalten können. Und, „eine kleine Revolution für Deutschland“: ein Grundeinkommen, das an Bedingungen knüpft, etwa Ehrenamt und Erziehung honoriert.

Auch die Verlängerung der gemeinsamen Schulzeit und ein Recht auf Grundbildung hält die 57-Jährige für unabdingbar. Allein in Nürnberg, rechnet sie vor, bleiben im heutigen Schulsystem heute 19 Prozent der jungen Leute ohne Ausbildung auf der Strecke.

21/06/2013

Selbstbehauptung – Worte statt Schläge

Die Angst sagt „Vorsicht!“, wenn wir auf andere zugehen. Denn unsere Neugier, das Bedürfnis nach Zuneigung und Anerkennung könnte beim Gegenüber auch auf Ablehnung stoßen.

Schon in den Kennenlern-Übungen, zu denen Karl-Heinz Bittl vom „Europäischen Institut für Conflict, Culture, Cooperation“ die 20 Hörer der Straßenkreuzer Uni auffordert, ist diese Unsicherheit zu fühlen.

Aber wie nah darf’s denn sein? Sobald die persönliche Grenze körperlich oder mit Worten überschritten wird, wächst die Aggression. Wie müssen Sätze klingen, die den Druck rausnehmen? „Ich fühle mich…“ zum Beispiel ist ein guter Anfang.

Unter Leitung des erfahrenen Trainers, der seinen Schwerpunkt auf Konfliktberatung und Gewaltprävention legt, spüren die Teilnehmer in der Hängematte den Worten und ihren Gefühlen nach. Denn wer weiß, wo die eigene Grenze verläuft, ist für den nächsten Konflikt besser gerüstet und kann ihn produktiv nutzen.

11/06/2013

Science Fiction ganz real

Hollywood ist ja sowas von hinterher! Das glaubt man gar nicht, bis der Zukunftsforscher und Germanist Bernd Flessner über frühe Science Fiction-Autoren erzählt.

Jules Verne, Edward M. Forster und nicht zuletzt Ludwig Dexheimer alias Ri Tokko, ein Nürnberger, der 1930 „Das Automatenzeitalter“ beschrieb.

Für das Jahr 2500 sah er gedämmte Häuser, Solar- und Windenergie und das Abrufen von Wissen aus zentralen Bibliotheksspeichern voraus. Wir sagen heute Internet dazu… Vor 26 Hörern der Straßenkreuzer Uni im Südstadtforum berichtete Flessner, was Schriftsteller zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Zukunft beschrieben: Cybersex, Smartphones und künstliche Intelligenz.

Auch wenn ihnen die Namen damals so wenig geläufig waren wie die tatsächliche technische Umsetzung. „Einen Fehler darf man nicht machen“, warnt Bernd Flessner, der selbst eine Science Fiction-Reihe fränkischer Autoren herausgibt, „einen Experten fragen.“ Aber woher wissen die Autoren dann so genau, wie die Zukunft wird? „Sie gehen von einfachen Annahmen aus: Dinge werden kleiner, alles wird schneller – und alles andere ergibt sich.“

06/06/2013

Bleibt das Wasser sauber?

Nürnberg ist fast so trocken wie die Lüneburger Heide. Nur rund 600 Millimeter Regen fallen pro Jahr.

Dennoch machen die Wassermengen Sorgen: Bisher ungekannte Starkregen gehen über einzelnen Stadtteilen nieder, berichtet Umweltreferent Peter Pluschke vor 22 Hörern beim Besuch der Straßenkreuzer Uni im Klärwerk.

In Zukunft werden es mehr sein; teure, bauliche Vorsorge gerade im flachen Knoblauchsland wird unerlässlich. Und die Qualität? Das Nürnberger Trinkwasser ist gleichbleibend gut, die Schmutzfracht des Abwassers sinkt sogar – weil es weniger Industrie in Nürnberg gibt.

Doch beim Stichwort Medikamente und Haushaltschemie verdüstern sich die Mienen von Peter Pluschke und Burkard Hagspiel, Leiter der Stadtentwässerung und Umweltanalytik: Solche Rückstände sind schwer zu herauszufiltern, besonders Wasserlebewesen reagieren empfindlich darauf. Wie das Abwasser – 140 Liter pro Kopf und Tag laufen in 1400 Kilometern Kanal zum Klärwerk – gereinigt wird, konnten sich die Hörer von oben anschauen: Auf den Faul-Eiern an der Fürther Straße.

29/05/2013

Der blaue Montag

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Es dauerte lange, bis der blaue Montag abgeschafft war. Über Jahrhunderte hatten Handwerker wie zum Beispiel die Schuster – die sonntags die Schuhe all derer flickten, die ihr einziges Paar an anderen Tagen für die Arbeit brauchten – den blauen, oder wie er damals hieß, den guten Montag genutzt, um auszuruhen und der Körperpflege im öffentlichen Bad nachzugehen oder sich in Gemeinschaft zu versammeln.

Damit war Schluss, als die Industrialisierung begann, berichtet die Soziologieprofessorin Ingrid Artus vor 25 Hörern der Straßenkreuzer Uni in der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus. Die Maschinen liefen rund um die Uhr, Fabrikherren verlangten Pünktlichkeit und Disziplin.

Die freigenommenen, blauen Tage verschwanden nie ganz. Sie unterliegen heutzutage aber der individuellen Entscheidung und verstecken sich oft hinter Krankheiten. Die Quote an Fehltagen geht unter dem Druck der Massenarbeitslosigkeit zurück, die Arbeitszeit steigt seit einigen Jahren wieder und liegt aktuell bei mehr als 40 Stunden pro Woche. Möglicherweise denken wir deshalb so sehnsüchtig daran, uns mal einen „blauen Montag“ zu gönnen.

22/05/2013