Abschlussfest des Sommersemesters

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„Dieses gute Gefühl, diesen Moment genießen!“ Das wünscht Frank Hummert, der Vorsitzende  des Vereins Straßenkreuzer e.V. den Gästen.

Und Siegfried Grillmeyer, Leiter der Caritas-Pirckheimer-Akademie, spricht von „universitas, der Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden“. Wie gut, dass die Straßenkreuzer Uni beides ermöglicht.

Beim Abschlussfest des Sommersemesters feierten rund 70 Hörer, Dozenten und Förderer des bundesweit einmaligen Bildungsprojektes im Haus Großweidenmühle.

Mit gutem Grund: 332 Hörer haben die Reihen „Blau“, „Zukunft“ und „Recht auf Unterstützung“ sowie den Workshop „Selbstbehauptung“ besucht. Unter ihnen 47 Frauen und Männer mit einem so konstanten Wissensdurst, dass Siegfried Grillmeyer eine Urkunde überreichen konnte.

Außerdem führte die Theatergruppe einige Szenen aus „Querungen“ auf, der Szenencollage, die sie in der vergangenen Woche so erfolgreich auf die Bühne gebracht hat. Folkig angehaucht mit rockigem Geist spielte später das Duo Mäkkelä und Isi, die Sonne schien und Kuchen gab’s auch. Straßenkreuzer Uni – einfach ein gutes Gefühl, über den Moment hinaus.

18/07/2013

Vorhang auf für „Querungen“

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Gänsehaut, feuchte Augen, Bravorufe! Die Premiere der Querungen war berührend. Ganz tief drin, mitten im Herzen.

Denn neun Darstellerinnen und Darsteller der Theatergruppe der Straßenkreuzer Uni haben auf der Bühne alles gegeben. Sie haben von ihren Wünschen und Träumen erzählt.

Sie haben starke Texte für die Zurichtung durch die Gesellschaft und eindrucksvolle Bilder für den wahnwitzigen Takt der Arbeitswelt gefunden, einen Hartz IV-Rap gesungen und die Suche nach Würde ins Zentrum gestellt.

Unter Leitung von Regisseurin Michaela Domes entstand eine emotional anrührende und gesellschaftskritische Collage, die betroffen macht. Nicht etwa, weil „die Armen“ sprechen. Sondern weil klar wird, wie Lebensträume und ganz alltägliche Wünsche an der Realität zerschellen – auch die eigenen.

Dass die 120 Zuschauer im Kulturforum in der Mitte saßen und die Theatergruppe um sie herum spielte – am Rande der Gesellschaft –  war eine beeindruckende Verkehrung der Perspektive. Eine tolle Leistung! Ein großes Theater-Erlebnis!

12/07/2013

Wie ist der Staat sozial geworden?

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Das Recht braucht Zeit. Das macht Jura-Professor Andreas Funke an zwei Urteilen deutlich, die die ganze Sozialgesetzgebung beeinflusst haben. Mitte der 50er Jahre klagte ein Rentner auf Fürsorgezahlungen:

Die ganze Wohnung, nicht nur das von ihm bewohnte Zimmer solle angerechnet werden. Das Gericht entschied dagegen, aber es befand:

Jeder einzelne Bürger kann – als „selbstständige, sittlich verantwortliche Persönlichkeit“ – einen Rechtsanspruch gegen den Staat erheben. Das war neu. Denn ab dem Mittelalter hatten zunächst die Kirchen und dann die Obrigkeit nach Gutdünken entschieden, wer bedürftig war und Hilfe erhielt. Bismarcks Sozialversicherung hatte im 19. Jahrhundert die Lasten auf viele Schultern verteilt. Aber dann …

14 Hörer der Straßenkreuzer Uni, die zum Rechtsvortrag in die Wärmestube gekommen waren, hörten gespannt zu und diskutierten heftig über die nächste wichtige Entscheidung: 2010 befand Bundesverfassungsgericht, dass es ein „Recht auf Gewährleistung einer menschenwürdigen Existenz“ gibt. Dazu gehöre auch die Möglichkeit, am kulturellen und politischen Leben teilzunehmen und sich bilden zu können.

Das Verfassungsgericht, erläutert der Professor für Öffentliches Recht an der Universität Erlangen, habe nicht über die Höhe der Regelsätze entschieden. Das sei eine politische Entscheidung – und die fällt oft nach Kassenlage.

10/07/2013

Arme Alte

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Zum Schluss wird’s politisch. „In Deutschland hat die gesetzliche Rente bisher in hohem Maße Alterarmut verhindert“, sagt Matthias Wrede. Bisher betont der Professor für Sozialpolitik an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Denn das System wackelt, bei dem die Berufstätigen für die Rentner zahlen und darauf vertrauen, dass im Alter die jüngere Generation auch für sie sorgen wird.

1955 bezog ein Rentner durchschnittlich zehn Jahre Rente, 2012 waren es schon 20 Jahre. Dazu kommt, dass der Anteil der Senioren wächst. Das kann – schon rein rechnerisch – nicht gutgehen, wie der Ökonom den 14 Hörern der Straßenkreuzer Uni im Saal des CVJM erklärt. Also sinkt das Rentenniveau.

Schon heute müssen sechs von zehn Neurentnern Abschläge von durchschnittlich 100 Euro im Monat hinnehmen, 2025 dürfen die Bezieher gerade 46 Prozent ihres letzten Netto erwarten. Was tun? Matthias Wrede hält die Rente mit 67 für unabdingbar und plädiert dafür, die private Vorsorge zu stärken – denn dass das Rentensystem komplett umgekrempelt wird, scheint ihm sehr, sehr unwahrscheinlich.

03/07/2013

Diagnose: unbezahlbar

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„Ich werde Sie hier nicht schonen“, verspricht Professor Oliver Schöffski. Es geht um den – Achtung – morbiditätsorientierten Risiko-Strukturausgleich der Krankenkassen.

Morgens hat der Gesundheitsökonom seine Masterstudenten damit getriezt, nachmittags erklärt er diesen Teil des Gesundheitssystems vor 20 Hörern der Straßenkreuzer Uni.

Der Professor macht dabei an konkreten Zahlen und dem Beispiel Diabetes verständlich, dass Umverteilung gerecht ist. 2.222 Euro pro Versichertem und Jahr stünden den gesetzlichen Kassen rechnerisch zur Verfügung, aber: Ältere sind teurer als Junge, nur Frauen kriegen Kinder, chronisch Kranke brauchen andere Leistungen als Gesunde. Der Strukturausgleich bewirkt, dass sogar Diabetes-Patienten für Kassen attraktiv sein können. Ein Trost? „Kein Land ist zufrieden mit seinem System“, sagt Oliver Schöffski.

Aber Fürth ist glücklich mit der Straßenkreuzer Uni! Erstmals war sie zu Gast in der Volkshochschule Fürth, Hausherr David Cunningham begrüßte herzlich im Bildungstempel. Und Sozialreferentin Elisabeth Reichert betonte, dass das Anheben von Bildungs- und Qualifikationsniveaus zu den Entwicklungszielen der Stadt bis 2030 gehört: „Die Straßenkreuzer Uni leistet einen wichtigen Beitrag, dass Menschen aus allen Bevölkerungsschichten teilhaben können.“

25/06/2013