Glücksgerichte kochen mit Jochen

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„Das sind ja Balken!“ Jochen Banzhaf nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es ums Zwiebelschneiden geht.

Also: Ein kleines, scharfes Messer holen und bitte fein würfeln. Dann wird die Zwiebel angeschwitzt und wandert in die Schüssel mit Hackfleisch, Sardellen, eingeweichten Semmeln und vier tüchtigen Eiern. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und gut durchkneten!

Der gelernte Koch, der seine leckeren Rezepte in der Kolumne „Kochen mit Jochen“ im Straßenkreuzer veröffentlicht, hat sich für Königsberger Klopse entschieden. Die sind für viele der zehn Hörer der Straßenkreuzer per se ein Glücksgericht. Die Kartoffeln sind schon aufgesetzt, der grüne Salat wird gerade gerupft.

Knapp eine Stunde dauert es, bis alle an der Tafel in der Heilsarmee Platz nehmen – und alles aufessen. Kein Sterbenswörtchen ist zu hören, nur das sachte Klimpern von Messern und Gabeln. Ein stilles Glück bei gutem Essen.

Das Rezept – finden Sie in der nächsten Ausgabe des Sozialmagazins Straßenkreuzer.

21/06/2011

Wie kommt’s zur Privatinsolvenz?

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Der Pleitegeier ist kein Wesen aus der Biologie, sagt Professor Jürgen Stamm, der in Erlangen Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Insolvenzrecht lehrt.

Weil ein Bankrott so schlimm ist – „grässlicher als der Tod“ nennt ihn Thomas Mann in den „Buddenbroks“ – kennt er viele Umschreibungen. Und es gibt ihn, seit Menschen Besitz haben und verlieren.

Relativ neu ist, dass Gesetze regeln, wie mit Schuldnern umzugehen ist. Die gültige Insolvenzordnung trat 1999 in Kraft, berichtet Stamm vor 22 Hörern der Straßenkreuzer Uni in der Wärmestube. Zu ihr gehört die Verbraucherinsolvenz, die verschuldeten Menschen wieder ein Leben mit wirtschaftlicher Perspektive ermöglichen soll. 139.000 stellten im vergangenen Jahr einen solchen Antrag bei Gericht.

Grob zusammengefasst: Nach einem außergerichtlichen Einigungsversuch mit den Gläubigern müssen die Schuldner ein Konzept für die Beilegung der Schulden vorlegen und sich sechs Jahre lang wohlverhalten (unter anderem Arbeit suchen, den pfändbaren Teil des Einkommens abzahlen). Dann können sie von der Restschuld befreit werden. Eine Idee, so  alt wie die Bibel. „Alle sieben Jahre sollst du ein Erlassjahr halten“, heißt es bei Mose.

16/06/2011

Glücksgerichte – mit OB Ulrich Maly

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Eine betörende Kombination: Süße Rosinen, scharfe Pepperoncini und salzige Sardellen! Wenn Oberbürgermeister Ulrich Maly kocht, lässt er seiner Phantasie gern freien Lauf.

Und die Hörer der Straßenkreuzer Uni, die in der Heilsarmee-Küche schnippeln und rühren, sind Feuer und Flamme für seine Rezepte. Nudeln gibt’s, denn die machen glücklich. Und zwei italienische Saucen.

Die erste mit Thunfisch und dieser süß-scharf-salzigen Note, die zweite mit grünem Spargel. „Kann ich helfen, Herr Maly?“, fragt Straßenkreuzer-Verkäufer El Condore. Dann filettiert er die Hähnchenbrust, schön vorsichtig mit einer Hand auf dem Fleisch und dem scharfen Messer in der anderen. „Das sind Sachen, die kann man sich abschauen!“, findet Hörerin Inge Tusjak.

Andere hacken Knoblauch und Petersilie, schneiden Parmaschinken in feine Streifen. Nudeln und Sauce schöpft der OB später aus dem großen Topf auf die Teller, gegessen wird gemeinsam an einer langen Tafel. „Spitzenmäßig“, finden die Teilnehmer, sie loben „sehr gutes Essen,  harmonische Gemeinschaft“ und spüren: Glück.

Rezept  für 4 – 6 Personen:
Tagliatelle mit Perlhuhn und grünem Spargel

  • 1 Kilo grüner Spargel – schälen
  • 800 g Perlhuhnbrust oder Hähnchenbrust – in dünne Streifen filettieren
  • 1 Bund Frühlingszwiebeln – einen Großteil der grünen Spitzen entfernen, den zwiebeligen Teil in Streifen schneiden
  • 1 Bund Petersilie – fein hacken
  • 100 g Parmaschinken – in Streifen schneiden
  • Knoblauch nach Geschmack – fein gehackt
  • 1 Becher Sahne, Salz, Pfeffer, Paprika, Olivenöl
  • 600 Gramm Tagliatelle al uovo – Eiernudeln

Die Perlhuhnbrust in heißem Öl anbraten, kräftig würzen. Knoblauch, Frühlingszwiebeln hinzugeben, dann Sahne und Spargel – etwa 10 bis 15 Minuten köcheln lassen. Parmaschinken unterrühren, weitere drei Minuten garen. Die in der Zwischenzeit gekochten Nudeln abgießen, auf Teller füllen und mit der leckeren Sauce beschöpfen. Guten Appetit!

09/06/2011

Wenn sich früher Schulden türmten

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Der Todesstrafe ist Veit Stoß knapp entgangen. Auch der Blendung, die für den berühmten Bildschnitzer das Aus bedeutet hätte.

Weil prominente Gönner ein gutes Wort für ihn einlegten, erklärt Martin Schieber von Geschichte für alle e.V., wurde er 1504 „nur“ gebrandmarkt. Was war passiert? Veit Stoß hatte im Amerikahandel spekuliert, alles Geld verloren und dann einen Schuldschein gefälscht.

1509 wurde er rehabilitiert und konnte den Engelsgruß in der Lorenzkirche schaffen. Ironie der Geschichte: Drei Jahrhunderte später verkaufte die hochverschuldete Stadt Nürnberg die Kette, die die Verkündigungsszene hielt, und ersetzte sie durch ein Hanfseil. Der Engelsgruß krachte herab und konnte nur mit Glück restauriert werden…

Aber Martin Schieber erzählt den 24 Hörern der Straßenkreuzer Uni auch von kleinen Leuten. Sie verschuldeten sich, wenn nach Missernten der Brotpreis stieg und sie voraus gegebenen Lohn nicht zurückzahlen konnten. Dann wurden sie im Schuldturm an der Insel Schütt eingesperrt und kamen erst heraus, wenn ihre Familien das Geld aufbrachten.

31/05/2011

Raus aus den Schulden

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Sie wollen in den Kopf: Gläubiger schreiben Mahnungen und schicken den Gerichtsvollzieher. Denn wer Schulden hat und Angst, sagt Michael Weinhold, versucht zurückzuzahlen.

Auch wenn er gar nicht kann. Wie die Beispiel-Familie S., die der Leiter der Iska-Schuldnerberatungsstelle den 32 Hörern der Straßenkreuzer Uni vorstellt: Sie wirtschaftet schon in guten Zeiten knapp.

1500 Euro Monatseinkommen, 184 Euro Kindergeld, 76 Euro Wohngeld müssen für Vater, Mutter und Kind ausreichen. Dann verliert der Ernährer seine Arbeit… Was tun? fragt Weinhold in die Runde im Haus Großweidenmühle.

Welche Ausgaben – Miete, Telefon, Auto – müssen auf jeden Fall bezahlt, welche können ausgesetzt werden? Lohnt es, mit der Bank zu verhandeln? Im Vortrag klärt der Schuldnerberater über Pfändungsgrenzen, Verhandlungsspielräume und die Eidesstattliche Versicherung auf.

Am wichtigsten für Familie S.: Beratung suchen, einen neuen Arbeitsplatz finden – und sich keine Angst einjagen lassen.

24/05/2011