Schriftliches Grußwort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

Der Bundespräsident
– Berlin, im November 2020

Schriftliches Grußwort
von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
für die Weihnachtsausgaben der deutschen Straßenmagazine und -zeitungen

Seit mehr als 25 Jahren gibt es Straßenmagazine und –zeitungen in Deutschland. Seit zweieinhalb Jahrzehnten sind sie Menschen, die auf der Straße leben, eine Hilfe zur Selbsthilfe. Und sie leben  von der Straße, vom Straßenverkauf. Monat für Monat – bis zu diesem April, als viele von ihnen nur mehr digital erscheinen konnten. Denn die Straße, das öffentliche Leben, unser aller Leben, steht seit nunmehr einem dreiviertel Jahr unter dem Einfluss der weltweiten Corona-Krise.

Was bedeuten die Infektionsgefahr und die Kontaktbeschränkungen für Menschen, die weiter auf der Straße leben,

Foto: Bundesregierung | Steffen Kugler

Foto: Bundesregierung | Steffen Kugler

die auf Einkünfte aus dem Straßenverkauf angewiesen sind, deren Anlaufstellen nur noch im Notbetrieb arbeiten können, die keinen Rückzugsraum haben? Ein öffentlicher Raum ohne Menschen, ohne Kommen und Gehen, ist wie ein blinder Fleck.

Doch gerade jetzt sind die Menschen, die weiter auf der Straße und von der Straße leben, auf Wahrnehmung angewiesen, darauf, dass sie nicht aus dem Blick geraten in dieser Krise. Durch Corona sind wichtige Anlaufstellen und Aufenthaltsorte für wohnungslose Menschen nur noch eingeschränkt nutzbar. Im bevorstehenden Winter heißt das für viele – trotz großer Anstrengungen einer Vielzahl von karitativen Organisationen: Weniger Orte zum Aufwärmen, und, gerade in dieser Gesundheitskrise, weniger Möglichkeiten für einfachen medizinischen Rat.