Seit Anfang des Jahres können viel mehr Menschen als bisher Wohngeld beantragen, weil die Einkommensgrenzen deutlich angehoben wurden. Bundesweit wird mit mehr als einer Verdreifachung der Zahlen gerechnet. Für Nürnberg bedeutet das: Fast 20.000 Haushalte könnten Wohngeld bekommen. 2021 waren es noch knapp 6.000 Haushalte. Deshalb erwartet das Sozialamt statt rund 14.000 Anträgen wie im Jahr 2021 in diesem Jahr etwa 50.000 Anträge – die alle bearbeitet werden müssen. „Aktuell haben wir 21 Vollkräfte. Bei unveränderten Fallraten bräuchten wir 70 Kolleginnen und Kollegen“, gibt der Leiter des Sozialamts Volker Wolfrum zu bedenken. Ausgeschrieben sind nur weitere 21 Stellen, denn der Markt an Fachkräften ist leergefegt.
Die Kommunen in ganz Deutschland hätten sich gewünscht, dass mit der Einführung des Wohngelds Plus die Bearbeitung für die Behörden vereinfacht worden wäre. Das sei jedoch nicht geschehen. „Das führt dazu, dass die Bearbeitungszeiten erstmal höher sein werden, je nach Antragsaufkommen“, sagt Wolfrum. Wie lange? „Wenn keine besondere Dringlichkeit vorliegt oder es kein Weiterbewilligungsantrag ist, ist man bei Neuanträgen aktuell bei fünf bis sechs Monaten“, erklärt er. Mithilfe einer Priorisierung versucht das Sozialamt, die Menschen zu erreichen, die das Geld besonders dringend brauchen. So werden die Anträge derjenigen Personen vordringlich behandelt, die schon bisher Wohngeld bekamen. Denn sie waren schon nach den alten Regeln berechtigt, Wohngeld zu beziehen – haben also noch weniger Geld zur Verfügung als diejenigen, die neu dazu kommen. Das Wohngeld muss im Regelfall alle zwölf Monate neu beantragt werden.
Außerdem gibt es ein Abkommen mit dem Jobcenter für die Personengruppe, die bislang Grundsicherung vom Jobcenter bekam, seit 2023 jedoch Wohngeld beantragen kann. All diese Menschen fallen dann eigentlich aus der Betreuung durch das Jobcenter heraus. Doch solange der Wohngeld-Antrag im Sozialamt nicht bearbeitet wurde, zahlt das Jobcenter weiter. Danach wird abgerechnet und die Person bekommt die Differenz zum Wohngeld seit der Antragstellung ausgezahlt. „So versuchen wir, die ganzen potentiellen Härtefälle trotz des großen Antragsaufkommens in den Griff zu bekommen“, sagt Wolfrum. Fälle mit existenziellen Notlagen werden besonders schnell bearbeitet. Intern wird das Sozialamt die Wohngeldanträge zukünftig nach Schwierigkeitsgrad sortieren. Die Neueinsteiger sollen die einfacheren Fälle bearbeiten und so schneller tatkräftig mit anpacken können.
Alisa Müller | strassenkreuzer.info
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