KREUZERVERHÖR: Peter Harasim x Bertram Sachs

KREUZERVERHÖR
Peter Harasim x Bertram Sachs

Zum 25. Jubiläum des Straßenkreuzer e.V. bringen wir Menschen zusammen, die einiges gemeinsam haben – und doch ein Leben trennt. Denn sowohl unsere Verkäufer/innen und Stadtführer als auch prominente Personen der Region stehen tagtäglich in der Öffentlichkeit. Nur die Gründe könnten unterschiedlicher nicht sein. Für unser Magazin lernen sich im Jubiläumsjahr immer zwei von ihnen kennen, stellen sich einmal im Monat gemeinsam in die Öffentlichkeit – und erst im Heft einander und später Ihren Fragen. Jetzt aber erstmal: Ton ab im Serenadenhof.
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Bertram: Eines deiner ersten Konzerte war im Komm [heutiges Künstlerhaus im KKQ, Anm.d.Red.] das vom Konstantin Wecker. Wie bist du damals an den geraten?

Peter: Ich war damals als freier Journalist bei der Abendzeitung und durfte von Wecker-Konzert in Weißenohe berichten. Es waren nur 70 Leute da, im Laufe des Abends habe ich ihm versprochen, ein Konzert mit ihm im Komm zu organisieren, wo ich damals engagiert war. Das war ein halbes Jahr später. Konstantin Wecker ist genau in dieser Zeit unheimlich populär geworden. Das Konzert war ausverkauft und ich habe 800 Mark verdient. Im Prinzip wurde ich danach Konzertveranstalter. Was verbindet dich mit Konstantin Wecker, Bertram?

Bertram: Ich verfolge seinen Werdegang seit Jahren aufmerksam, er ist ein Künstler der mich interessiert und bewegt hat, lange bevor ich angefangen habe, den Straßenkreuzer zu verkaufen. Seitdem ich beruflich so viel auf Konzerten unterwegs bin, hat sich meine Beziehung zur Musik allerdings auf einer sehr emotionalen Ebene vertieft. Das habe ich auch bei den Konstantin Wecker Konzerten erlebt, die ich seitdem besucht habe.

Peter: Was gefällt dir denn besonders daran, den Straßenkreuzer vor Konzerthallen zu verkaufen?

Bertram: Ich habe einen großen Pool von netten Menschen um mich herum, die nichts mit dem Straßenkreuzer zu tun haben. Ich höre Musik. Das ist für mich sehr inspirierend und ich empfinde es als Traum, diesen Beruf ausüben zu dürfen.

Peter: Hast du eigentlich auch mal Künstler kennen gelernt, die du verehrst?

Bertram: Verehren ist ein verkehrtes Wort, finde ich. „Schätzen“ finde ich besser. Ich schätze den Kabarettisten Ingo Börchers, mit dem bin ich inzwischen sogar befreundet. So was ergab und ergibt sich immer wieder mal. Helmut Hattler von Kraan ist auch so jemand, den ich schon oft live erlebt und auch schon kennen gelernt habe und ihn sehr schätze. Wen schätzt du?

Peter: Da muss ich wohl The Pretty Things als erstes nennen. Das war übrigens die Band, der ich meinen Job bei der Abendzeitung zu verdanken habe. Ich habe damals einen Leserbrief an die geschrieben, weil ich nicht mit einer Konzertkritik über The Pretty Things einverstanden war.

Bertram: Was treibt dich eigentlich nach alle den Jahren und nach all dem, was du erlebt hast, noch an, dir diesen Job mit den vielen Konzerten noch jeden Tag zu geben?

Peter: Ganz einfach: Das nächste Konzert auf das ich mich freue, das nächste Festival, die nächste Tournee. Ich kann mich wie ein Kind über Erfolge freuen.

Bertram: Und was gleicht dich aus wenn du mal gar keinen Bock auf Musik hast?

Peter: Das gibt es nicht. Ich bin ein relativ lebenslustiger Mensch, der überhaupt nicht zu Depressionen oder Ähnlichem neigt. Ich versuche auch immer wieder wenn ich kann, Leute die nicht gut drauf sind, mitzunehmen, sie aufzumuntern. Musik ist doch so was Schönes. Ich brauche keinen Ausgleich von Musik.

Bertram: Ich sehe das genauso. Bei mir trifft das, was du über die Musik sagst, über das Straßenkreuzer-Verkaufen bei Musikveranstaltungen zu. Daran will ich die Lust nie verlieren. Manchmal nehme ich auch Kollegen mit zum Verkaufen in der Kultur, damit die mal eine andere Sichtweise bekommen.

Peter Harasim ist als Teil des Concertbüro Franken seit fast 40 Jahren Mitbetreiber des Hirsch und Mitveranstalter von unzähligen Konzerten in anderen Spielorten. Im Sommer kommen Open Air Festivals wie „Lieder am See“, das „Hopfenpflücker Festival“ oder „Burning Beach“ dazu. Bertram verkauft auch vor den Eingangstüren seiner Veranstaltungen. Manches Mal nimmt Peter ihn aber auch mit rein, damit er sich eine Band anschauen kann.

Der gebürtige Würzburger Bertram Sachs lebt seit 1982 in Nürnberg und verkauft seit 16 Jahren den Straßenkreuzer. Er hat keinen festen Verkaufsstandort, sondern pendelt seit dem ersten Tag zwischen den verschiedenen Kultur-Spielorten. Einen Lieblingsplatz hat der gelernte Konditor nicht. Bertram, der mit Rockmusik etwa von Kraan, Birth Control und Embryo aufgewachsen ist, gefällt es da am besten, wo er gerade ist.

☞17. & 27.10.

Vor Ort bei „ihren“ Konzerten sind Peter Harasim und Bertram Sachs ohnehin immer – jetzt machen sie erstmals gemeinsame Sache. Die beiden treffen sich zum Hefteverkauf jeweils vor dem Konzert von „Ton Steine Scherben & Gymmick“ (17.10.) und „The New Model Army“ (27.10.) im Hirsch. Peter Harasim führt zudem am 24.10. im Rahmen der Straßenkreuzer Uni hinter die Kulissen des Hirsch

Interview: David Lodhi | freier Journalist
Foto: Claudia Holzinger | claudia-holzinger.de