Die große Leserumfrage des Straßenkreuzers

Ausgefragt

Unsere Verkäuferinnen und Verkäufer kennen wir gut, nicht zuletzt, weil wir immer wieder über sie berichten. Aber im Dezember wollten wir einmal wissen: Wer sind eigentlich Sie – also die Menschen, die den Straßenkreuzer kaufen? Was denken Sie über den Straßenkreuzer und was für Wünsche haben Sie? 629 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt, den ein Team der Technischen Hochschule Nürnberg um Professorin Sabine Fromm konzipiert hatte und auswertete. Es gab viel Zustimmung und ein paar kritische Anmerkungen, die wir mit Ihnen teilen möchten.

Wer liest den Straßenkreuzer?

Diejenigen, die unseren Fragebogen ausgefüllt haben, sind zu einem Drittel Männer und zu zwei Dritteln Frauen. 82 Prozent aller Befragten engagieren sich gesellschaftlich, indem sie spenden, und 54 Prozent gehen einer ehrenamtlichen Tätigkeit nach. Zwölf Prozent sind politisch aktiv. Über die Hälfte der Leserinnen und Leser ist 60 Jahre oder älter, jünger als 30 sind dagegen nur 3,4 Prozent. Der Altersdurchschnitt beträgt 59 Jahre – zum Vergleich: in der Stadt Nürnberg liegt er bei 43,2 Jahren. Fast alle Befragten haben die deutsche Staatsbürgerschaft, und 96 Prozent wurden auch in Deutschland geboren. Dabei besitzt ein Viertel aller Nürnberger nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, in ganz Mittelfranken sind es 13 Prozent (Stand: 2015). 

Wer kauft den Straßenkreuzer?

Wer den Straßenkreuzer einmal kauft, kauft ihn meist auch öfter: 46 Prozent aller Befragten kaufen sogar jedes Heft. 26 Prozent geben an, ihn sieben bis zehn Mal pro Jahr zu kaufen, und 23 Prozent tun das drei bis sechs Mal. Nur fünf Prozent kaufen den Straßenkreuzer weniger als drei Mal pro Jahr. Und die meisten Befragten zählen zur Stammkundschaft: Über 60 Prozent lesen das Heft schon länger als fünf Jahre und 29 Prozent zwei bis fünf Jahre. 

Abonnement: Ja oder Nein?

Die Meinungen zur Möglichkeit, den Straßenkreuzer im Abo zu bestellen, sind kontrovers: Sieben Prozent aller Befragten haben ein Abo und 20 Prozent können sich vorstellen, ein „Schnupper-Abo“ oder ein normales Abonnement abzuschließen. Doch fast drei Viertel lehnen ein Abonnement des Straßenkreuzer ab. Von diesen schrieben uns viele zur Erklärung, dass sie kein Abonnement wollen, um weiter bei „ihrer“ Verkäuferin zu kaufen und Trinkgeld geben zu können. Das freut uns und bestätigt uns darin, dass wir weiter ein Abonnement anbieten – für die Menschen, die sonst keine Gelegenheit haben, den Straßenkreuzer zu bekommen.

Was sollten wir ändern?

Die Heftgestaltung, das Layout, die Reportagen und die inhaltliche Mischung aus lokalen und globalen Themen werden von unseren Leserinnen und Lesern sehr geschätzt – das freut uns natürlich. Doch sie haben auch viele Ideen, was wir besser machen könnten: mehr Inhalte zur Sozialpolitik, mehr Informationen über Hilfsangebote und speziell zu den Themen „Kinderarmut“ und „Alter“ werden gewünscht. Einige wollen selbst noch mehr helfen können: Sie vermissen Hilfegesuche von Verkäufern und Verkäuferinnen sowie Informationen, wo Geld, Sachspenden und persönliches Engagement benötigt werden. 

Warum wird der Straßenkreuzer gekauft?

Wer die Umfrage ausgefüllt hat, hat mindestens einen Straßenkreuzer gekauft. Aber warum? Weit über 95 Prozent aller Befragten sagen, dass die Inhalte interessant sind und das Heft wichtige soziale Themen anspricht. 92 Prozent wollen außerdem den Verein unterstützen; und 60 Prozent kaufen das Heft, um mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin in Kontakt zu kommen. Annähernd 100 Prozent berichten außerdem, dass sie mit dem Kauf die Verkäuferinnen und Verkäufer unterstützen wollen. Bei der letzten Umfrage im Jahr 2017 haben das nur gut zwei Drittel angegeben – eine deutliche Veränderung, für die die Pandemie eine Erklärung sein könnte.

Was ändert die Pandemie?

Denn 61 Prozent der Befragten berichteten, dass sie sich seit der Pandemie mehr mit Menschen in Notlagen verbunden fühlten. Die Hälfte unserer Leserinnen und Leser ist vom „Jammern“ genervt und wünscht sich eine positivere Stimmung. Ein Viertel gab an, im Umgang mit anderen Menschen unsicherer geworden zu sein, und ebenfalls ein Viertel hält mehr als vor der Pandemie über die sozialen Medien Kontakt zu anderen.

Wie ist der Straßenkreuzer online aufgestellt?

Der Straßenkreuzer ist in der digitalen Welt zwar vertreten – aber wird dort nicht so sehr wahrgenommen wie auf den Straßen: Über 80 Prozent der Befragten gaben an, den Facebook- und Instagram-Account des Straßenkreuzer nicht zu kennen. Ein gutes Drittel der Leserinnen und Leser nutzt die Homepage oder den monatlichen Newsletter. Doch einige wenige gaben auch an, erst durch Beiträge in den sozialen Medien auf den Straßenkreuzer aufmerksam geworden zu sein. Das motiviert uns, die digitalen Angebote weiter auszubauen.

Wie ist das Verhältnis zu den Verkäuferinnen und Verkäufern? 

85 Prozent unserer Leserinnen und Leser geben generell etwas Trinkgeld beim Kauf – 2017 waren es noch 94 Prozent. Das könnte daran liegen, dass der Heftpreis seit damals von 1,80 Euro auf 2,20 Euro gestiegen ist – aufrunden ist da schwerer. Etwa die Hälfte von ihnen hat einen „Stammverkäufer“ oder eine „Stammverkäuferin“ und kauft immer am selben Ort. 14 Prozent sind der Meinung, dass Verkäuferinnen und Verkäufer im erwerbsfähigen Alter sich besser einen anderen Job suchen sollten

leserumfrage
Alisa Müller | strassenkreuzer.info
Infografik: gillitzer.net
umfrage gruppenfoto
Auf dem Foto das Projektteam der TH Nürnberg: Andrea Carl, Prof. Dr. Sabine Fromm, Larissa Laux, Erwin Eckenberger (stehend v.l.n.r.), davor Anna Schiller und Annika Haun. (Foto Wolfgang Gillitzer)